***Mittwoch***
Manchmal ist das Leben schon extrem seltsam. Wenn man zum Beispiel Klausuren schreibt, sich zu 100% sicher ist bestanden zu haben und wenn man dann nachschaut, ist man durchgerasselt. Mir ging es jetzt dreimal so. Ich war mir sicher bestanden zu haben, die Klausuren liefen wirklich gut- und wenn ich das sage, dann will das schon was heißen- und als ich im Internet nachgeschaut habe, stand da eine Zahl, die mir sagt: "Sorry, aber du hast leider nicht bestanden." Ich gehöre normalerweise nicht zu den Menschen, die sich sicher sind, dass sie bestehen. Ich gehöre zu der anderen Sorte. Die, die aus der Klausur raukommen und erstmal hoffen und bangen, dass sie bestanden und die es erst glauben können, wenn sie die Note sehen. Zu denen gehöre ich.
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Auf der einen Seite bin ich jetzt total gefrustet, und hätte Lust meinen ganzen Süßkramvorrat auf einmal zu essen, und auf der anderen Seite denke ich mir, dass das für mich DER Grund ist, mich für dieses Semester zu exmatrikulieren. Dafür hätten sogar meine Eltern Verständnis. Sorry Mama, sorry Papa, aber ich studier dieses Semester nicht, ich hab kaum Kurse bekommen und jetzt exmatrikulier ich mich erstmal und vielleicht, aber auch nur vielleicht, studier ich nächstes Semsester dann weiter.
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Das VIELLEICHT ist ein sehr großes vielleicht. Denn wenn ich einen Ausbildungsplatz als Hotelfachfrau bekomme, studiere ich sicher nicht weiter. Ich habe keine Ahnung, was ich mit dem Studium machen sollte und bevor ich zu den arbeitslosen Akademikern gehöre mache ich doch lieber eine Ausbildung, etwas solides, in einem Bereich, in dem man so schnell nicht arbeitslos wird. Höchstens unterbezahlt. Aber damit kenne ich mich ja schon aus. Also wäre das schon mal nichts neues.
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Und wenn das mit dem Ausbildungsplatz nichts wird?? Ich weiß es nicht. Vielleicht studiere ich dann weiter, was ich aber nicht glaube und was viel wahrscheinlicher ist, ich gehe ins Ausland. Nach Kanada zu Tim Hortons, und arbeite da erstmal ein bisschen, lerne Englisch und Französisch. Ich beneide mittlerweile die Menschen, die mit Anfang 20 schon genau wissen, was sie später mal machen wollen und wie sie es schaffen. Zu denen gehöre ich nämlich sicher nicht . Ich bin jetzt schon jenseits der 20, aber auch noch weit von der 30 entfernt und ich weiß immer noch nicht genau, womit ich meinen Lebtag verbringen will. Ich weiß nur, dass es sicher keine Universität sein wird.